Jobs, Bewerbungen und der ganze Rest

Heute geht es mal nicht um technologischen Kram sondern mal um Gefühle und persönliches Befinden.. klingt komisch.. ist aber so. Denn meine Zeit in meinem jetzigen Job geht dem Ende entgegen und.. es fühlt sich doch seltsam an. Die eigenen Projekte sind abgegeben und man begleitet nur noch die Kollegen, wie sie versuchen damit weiter zu kommen, aber so wirklich helfen und was neues einbauen lohnt sich auch nicht mehr, weil dass wäre dann ja auch nicht mehr in der Dokumentation drin und dann will man die ja auch nicht mit so etwas alleine lassen. Außerdem will man ja auch sehen, ob die damit wirklich zu recht kommen.. also nicht gleich helfen sondern beobachten und dann nur wenn es wirklich nicht mehr anders geht eingreifen. In ein paar Wochen müssen die ja auch alleine dadurch.

Menschen und Veränderungen passen ja nie wirklich so gut zusammen. Wenn etwas läuft, tut man sich schwer es zu ändern und ein Risiko einzugehen. Hier ist es gerade genau das, was mich bewegt. Wenn man 10 Jahre bei einer Firma war, hat man sich doch stark an vieles gewöhnt. Die Abläufe, der Tagesrhythmus, die Kommunikationskultur.. alles wird danach anders sein und man muss sich umgewöhnen. Am Ende wird es kein Problem sein, da man doch sehr viel flexibler ist als man denkt, aber man denkt doch immer wieder darüber nach, ob man da nicht auffällt, weil es anders gewohnt ist.

Das Ende hier kommt jetzt auch nicht wirklich plötzlich und überraschend. Ich will es ja so. Ich möchte andere Strukturen, Umgebungen und neue Möglichkeiten mich weiter zu entwickeln. Ich weiß, dass ich dafür weiter ziehen muss und allein diese Erkenntnis und es in Angriff zunehmen hat mir in den letzten Monaten schon viel gebracht.
Ich gehörte nie zu denen, die sich mit einer Technologie zufrieden geben. Ich halte es für vollkommen falsch eine Technologie zu wählen und dann zu glauben man könnte Jahre damit arbeiten, weil alles ja so zukunftssicher ist und dann alles neue kategorisch ablehne. Neben meiner Arbeit mit Java EE und Desktop-Clients, habe ich den Web-Bereich nie aus den Augen verloren und dann auch privat viel Zeit investiert um mich dort auf einem aktuellen Stand zu halten. Neue Konzepte und Technologien... aber nichts was ich in meinem Job gebrauchen konnte oder durfte.

Also kam die Entscheidung, dass ich mich mehr mit neuen als mit alten Dingen beschäftigen möchte und dafür einen neuen Job brauche. Damit fing die erste Phase an. Denn man muss sich bewerben. Ich brauchte einen aktuellen Lebenslauf, dafür musste ich erst einmal wissen, was ich kann, was ich in den letzten Jahren in meinem Job eigentlich alles gemacht habe. Dann musste ich mir erst einmal darüber klar werden was ich privat alles gemacht habe, gelernt habe, was ich wie gut kann und was davon vorzeigbar ist.
Während man die Projekte im Job, wenn man nur firmeninterne Software entwickelt, nicht wirklich zeigen kann (ich als Chef hätte keine Lust, um einen neuen Bewerber zu beurteilen, mir eine Oracle DB, einen Application Server und alle möglichen Libs einzurichten, um dann mit etwas Glück ein fremdes Projekt deployen zu können). Also mussten als Beispiele eher die privaten Projekte herhalten.

* lieber wenige gute Dinge zeigen, als viele wo die Hälfte nicht funktioniert oder nur ein einfaches Beispiel einer Funktion ist * Der Zweck und die Benutzung muss sich innerhalb weniger Sekunden erschließen, keiner will erst einmal 20 Seiten eines Handbuchs lesen müssen
* Es sollte modern sein und zeigen, dass man ausbaufähig ist

Dann das Problem mit der Homepage. Hübsch machen, aktualisieren und es wenigstens so aussehen lassen, als hätte man sie nicht die letzten 2 Jahre total vernachlässigt. Also alle alten Blog-Einträge entfernen bzw. nur die wirklich guten, die einen was bringen, behalten. Alles mehr so ausrichten, dass der Besucher sieht, in welche Richtung man will. Alle Konzepte, Ideen und halb-fertigen Dinge einfach löschen bzw. ausblenden. Das bringt einen schon einmal was, da man die Anzahl der Projekte verringert und sich klar wird, was einen wirklich was bringt und wo es sich lohnt mehr Zeit zu investieren.
Dann muss man auch gefunden werden. Weil Chefs sollen ja laut Medien bei Google nach den Bewerbern suchen... oft lesen sie die Bewerbung nicht mal wirklich durch.. aber falls es doch mal passiert, sollen sie einen auch gut bei Google finden können und genau darauf gestoßen werden, dass man genau das macht und kann, was die brauchen. SEO. Ein leidiges Thema, aber nötig. Google Webmaster-Tools einrichten für alle Websites und Projekte. Hätte man vorher schon mal machen sollen, auch wenn der Erfolg der eigenen Projekte an sich egal war, ist es doch gut zu wissen was Menschen mögen und verwenden. Es gibt einen auch ein gutes Gefühl etwas geschaffen zu haben, was von anderen verwendet wird.. aber Vorsicht... am erfährt eher, dass es keinen interessiert was man so gebaut und entwickelt hat.
Erst nach dem ich versucht habe gefunden zu werden, sind bei einigen Projekten auch wirklich mal Zugriffe zu verzeichnen. Nicht viele, aber endlich mal wenigstens regelmäßig.

Den Blog wieder aufleben lassen. Über Dinge schreiben, die man kann und macht. Es ist egal, ob es nur Grundlagen sind oder einfache Anleitungen. Es zeigt, dass man in sein Wissen Vertrauen hat und etwas erklären kann bzw. es wenigstens versucht. Man fasst sein Wissen auch mal strukturiert zusammen und erschafft sich damit auch sein eigenes kleines Nachschlagewerk auf das man selbst mal wieder zurück greifen kann, wenn man sich denkt: "Wie war das noch mal mit ....?".
Also auch wenn es niemand liest, kann man es immer noch zur Selbstreflektion verwenden.

Wenn man dann nach ca. 2 Wochen mit dem Aufräumen und Verschönern seiner Präsenz im Internet fertig ist, kann man den Lebenslauf schreiben. Ich bin ja immer noch dafür es selbst zu machen und niemanden dafür zu bezahlen. Gerade im IT-Bereich, wo man doch sein können gerne mal darin an den Arbeitgeber anpasst, um spezialisierter zu wirken. Wie man einen Lebenslauf schreibt lernt man in der Schule und jeder hat eine andere Meinung über Form und Inhalt. Ich habe immer gut damit gelebt, dass es reicht wenn er gut zu lesen ist und alles enthält was der Arbeitgeber wissen soll und dafür auch gerne mal gegen ein oder zwei Form-Regeln verstoßen kann.
Das Foto sollte gut sein. Da sonst zu einem echten Fotografen oder selbst mal wieder die Blitze, Schirme, Softboxen und Funkauslöser raus kramen. Kann auch mal ganz erfrischend sein ein andere Hobby kurz wieder aufleben zu lassen und mehr Kontrolle über das Ergebnis zu haben.

Ich geh mal davon aus, dass man schon vorher mindestens ein Stellenangebot gefunden hat, dass einen interessiert. Jetzt wo die Unterlagen fertig sind und man im Internet hoffentlich zu finden ist, kann man anfangen die erste Bewerbung zu verschicken. Wenn die draussen ist, dann gleich weiter machen und mehr Angebote suchen. Mir hat es immer viel gebracht, die Homepages der Firmen mir sehr genau anzusehen, da konnte man dann schon relativ gut sehen, ob es etwas ist, wo man sich bewerben kann oder es doch nichts für einen ist.
Die Hälfte der Firmen wird sich nie melden, einige werden Absagen schicken (teilweise auch erst Monate später) und einige wenige werden einen einladen.

Das Gespräch.. man weiß nie wie es sein wird. Soll man einen Anzug anziehen? Wenn man sich dann besser fühlt oder alle dort so rumlaufen sicher. Ansonsten muss man ein Gefühl bekommen, wie die Firma wohl läuft und funktioniert.
Eben von der Homepage oder aus Emails und Telefonaten. Hier in der Firma wo ich gerade meine letzten Tage hier verbringe, erkannt man Bewerber immer sofort. Es sind die einzigen Leute, die mit einem Anzug herum laufen und dann wenn sie eingestellt wurden auch nie wieder mit einem Anzug zu sehen sind. Aber am Ende ist immer besser zu gut als zu schlecht angezogen zu sein.

Bis man soweit ist, kann es einen Monat dauern. Aber ich hatte einfach die Zeit und es war insgesamt gut diese auch zu investieren und nichts zu überstürzen. Der Blog läuft auch weiterhin noch, auch wenn ihn wohl kaum einer liest... vielleicht sollte ich doch mal anonyme Kommentare ermöglichen und auch share-Buttons für soziale Netzwerke.. aber auch da gilt: Ich habe die Zeit und auch wenn es langsam voran geht, geht es doch stetig voran.
User annonyme 2015-07-22 19:57

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