John Sonmez verläßt Simple Programmer

Auch wenn ich vieles was John Sonmez so sagt, sehr kritisch sehe (Burnout gibt es nicht, man hat nur nicht genug Disziplin.. oder um mehr Zeit zu haben sollte man einfach weniger schlafen) muss ich sagen, dass ich gerade in seinen Artikel von so vor 3 - 2 Jahren sehr viel gelernt und verstanden habe. Es war gerade eine Zeit bei mir wo ich sehr motiviert und auch engagiert an einen Projekt gearbeitet habe. Zuvor war ich Teil von einem doch relativ großen Team, wo alle Probleme und Fehler, die bei großen Teams vorkommen, gerade durch exerziert wurden. Mit einem kleineren und sich damit schneller entwickelten Projekt war ich sehr zufrieden und versucht meine Vorstellung von Vereinfachung und beschleunigter Entwicklung da einfließen zu lassen. Leider scheiterten viele dieser Bemühungen an der Skepsis vor neuen Technologien und der Situation, dass man nicht wirklich Zeitdruck hatte und das sparen von Zeit deswegen nicht wirklich ein Argument war.
Zur selben Zeit versuchte ich die gelernten Lektionen und meine Ideen, die ich dort nicht umsetzen konnte, privat in Text und manchmal auch Code zu konservieren, damit man in späteren Zeiten doch mal darauf zugreifen konnten. Außerdem war damit auch die Hoffnung verbunden von anderen Entwicklern und Firmen beachtet zu werden und irgendwie auch Bestätigung zu bekommen. Der Simple Programmer Blog traf zu der Zeit also bei mir einen Hauptnerv. Einmal wurde dort mein Verständnis davon bestätigt, dass die einfachste (also unkomplexeste Lösung, "Don't be smart!") meist auch die beste Lösung sei und auch wurde dort das Gefühl fest zu stecken und sich nicht mehr weiterentwickeln zu können oft thematisiert.

Dem ersten Tip hatte von mir aus schon umgesetzt und vielen Verbesserungen unterzogen: Schreib einen Blog. Das machte ich und hatte auch einen relativ hohen Output, weil ich vieles aus meinem Job dort verarbeiten konnte. Zusätzlich faste ich auch einfach oft, dass zusammen was ich neben lernte. Anleitung zum Aufsetzen waren auch mehr Merkzettel für mich, weil man dann nicht jedes mal neu überlegen, ob ich alles gemacht und nichts vergessen habe. Aber wohl die größte Inspiration war das Gespräch mit Kollegen. Jeder hat seine Ansichten und Meinungen. Wirklich falsch ist etwas davon nie nur immer aus verschiedenen Sichtweisen. Selbst die Sichtweisen, die Neuerungen und so schwer gemacht haben, waren ja nicht an sich falsch.

Ich fing also auch vermehrt an an privaten Projekten zu arbeiten. Das hatte ich schon vorher getan und mein PHP-Framework hatte auch zu der Zeit schon ein paar Jahre produktiven Einsatz hinter mir. Aber ich lernte von John Sonmez eine ganz wichtige Lektion, die mich wirklich weiter gebracht hat. Wenn man etwas anfängt, muss man es auch zu Ende bringen. Angefangen hatte ich viel, aber an sich ist da alles irgendwann im Sande verlaufen und ich hatte Glück, wenn etwas Prototyp-Status erreichte. Meistens war es dass eine andere Technologie dann wieder spannender war und man die andere Technologie ja irgendwie gemeistert hatte.. das Programm lief ja.. dann wäre so was wie der Go-Live gekommen und man hätte es der Öffentlichkeit präsentieren müssen. Werbung, Support, Pflege.. Kunden.. also der ganze unspannende und nervige Kram. Aber es gehört nun mal dazu und ein Projekt technologisch umzusetzen ist, dass was an sich jeder Entwickler mehr oder weniger gut am Ende hinbekommt. Abhängig davon welche Umgebungsfaktoren und Anforderungen einen so Steine in den Weg legen. Dann genau dieser letzte Teil vom Projekt, ist der der einen weiter bringt und einem Sichtbarkeit verschafft. Projekt, das zwar läuft aber nicht veröffentlicht wurde, ist nicht mehr als Beispiel für Lernzwecke, aber nie am Ende etwas richtiges.
Zu der Zeit entstand neben ein paar kleinen Firefox-OS Apps und mp4togif.com. Genau diese Softskills waren es dann auch, die mich weiterbrachten. Denn ein Projekt selbst durch zuführen ist was ganz anderes als nur Entwickler in einem Projekt zu sein. Man lernt zu Kommunizieren und irgendwie auch etwas zu Manipulieren. Umschiffe Hindernisse mit der richtigen Sprache und in dem man die richtigen Leute anspricht. Dafür muss man proaktiv nach vorne gehen. Du musst die Probleme lösen, die anderen können besten Falls unterstützen oder Hilfen geben. Und wenn man die richtigen Leute um Hilfe fragt, werden sie sich auch an dich erinnern und das nicht negativ.

Also.. Softskills. Lerne Menschen kennen bzw lass anderen Menschen dich kennen lernen. Frage um Hilfe, wenn du sie brauchst und zeige Dankbarkeit für die Hilfe. Auch sollte man genauso seine Hilfe anbieten.

Denn dass ist etwas, was ich zwar wusste, aber erst eimal bewusst forcieren musste. Sei die Person die man um Hilfe fragt. Lerne zu helfen und dein Wissen verständlich und sicher mitzuteilen. Man muss nicht alles wissen, aber man sollte seine Bereiche haben, wo man sich sicher auskennt und dieses auch offensiv nutzen. Wenn jemand ein Problem hat, soll er zu dir kommen. An sich ist das nichts anderes als Kundengenerierung. Man muss sich in eine Position bringen, wo man anderen die Hilfe nicht mehr anbieten muss sondern wo man um Hilfe gefragt wird.
Wichtig hierbei zu beachten ist natürlich: Wer Programmieren liebt und nicht seine Zeit in Meetings verbringen möchte, wo man auch mal deine Meinung zu einen Thema gerne hören würde... dann sollte man es nicht machen. Ich helfe gerne, lerne gerne die Probleme und Lösungsansätze anderer kennen und entwickle gerne Lösungen. Programmieren ist dann nur noch ein letzter Schritt zur Realisierung.

Auch wenn es immer versucht wird zu verhindern, dass sich Wissen in einer Person konzentriert (die Person ohne die bei einem Programm nichts gefixt werden kann, wenn die Person nicht da ist..), sei diese Person, aber sei auch ein Multiplikator, auch erstmal aktiv. Sag in Meetings, dass du eine ähnliche Lösung schon mal gesehen hast und eine Email schreiben wirst oder gib Tipps wo schon mal so etwas gemacht wurde. Das man dann noch mal auf dich zukommt, wenn noch Fragen sind, ist gut, weil dann dein Tipp zumeist gut und hilfreich war.

Man muss dieses Networking und die "richtigen" Menschen kennen nicht so extrem sehen wie John Sonmez und Menschen nur nach Nutzen beurteilen. Aber einige Leute zu erinnern, dass man noch existiert, kann nie schaden. Falls doch mal Hilfe braucht oder sogar man mal auf der Suche nach einem neuen Job ist (Freelancing oder fest angestellt.. egal) kann es hilfreich sein. Würde ein ehemaliger Arbeitgeber merken, dass es doch jetzt Zeit für einen B2B-Webshop wäre und man eine Anbindung (automatisierter Artikel und Bestellungen Abgleich) an ein ERP braucht.. SAP oder.. an sich egal.. würde ich natürlich gerne unterstützen und helfen. Erstens würde es mich darin bestätigen, dass mein Konzentrieren auf diesen Bereich richtig war, dass das was in meine Blog steht mein Fachwissen und Kompetenz gut transportiert hat und ich als Mensch nicht so war, dass man mit mir nicht zusammen arbeiten wollen würde. Wobei ich dann doch so bin, dass mich der letzte Punkt am meistens treffen würde, denn es gibt nur einen mit dem ich nie wieder zusammen arbeiten würde, weil es leider zu unschön aus einander ging und es wohl nie harmonieren würde bei einem erneuten Versuch der Zusammenarbeit.

Denn das habe ich auch von Simple Programmer gelernt. Wenn es nicht geht geh... egal ob man dir bei neuen Bewerbungsgesprächen dumme Fragen stellen könnte. UND die Probezeit ist für beide Seiten da! Auch der Arbeitgeber darf gehen, wenn es nicht passt.

Es gab natürlich auch Tipps, die mir nichts gebracht haben. Z. B. die Promodoro-Technik. Ich kann es nicht. Meine Arbeitsweise passt nicht zu den Zyklen.
Klar mache ich auch kurze oder etwas längere Pausen, um zwischen Workloads den Kopf wieder frei zu bekommen. Aber wenn ich einen Lauf habe will ich nicht unterbrochen werden und ich kann meine Aufgaben immer in 15min Workloads aufteilen. Gerade beim Debuggen an einer Stelle, wo man sich erst einmal hinarbeiten muss, kostet eine Unterbrechung nur unnötig viel Zeit und nervt mehr als zu nutzen.

Treibe Sport! ... jaaaaa... wenn ich wieder Zeit dafür habe... also.. nächstes Jahr? Bzw eines der nächsten Jahre.... TBA.. ja.. TBA.

Aber Ernährung war dann doch wieder besser und kann ich unterstützen. Es bedarf Überzeugung und Motivation, sich Abends was vorzubereiten oder morgens doch noch mal Brote zu schmieren. Ich mag Pizza und Burger und man findet immer jemanden der in der Mittagspause mitbestellen würde. Und selbst den Gang zum Bäcker kann man sich gut reden. Aber am Ende fühlt man sich mit eigenen gesunden (oder nicht ganz ungesunden Essen) leistungsfähiger und fit. Ich trinke auch zu viel Mate und zu wenig Wasser bei der Arbeit. ABER jedes mal wen nicht ein paar Tage doch etwas besser mache, bin ich stolz auch mich und in den letzten Monaten klappt es auch immer ein Stückchen besser: Gesundes Essen am Abend, Smoothis, oder einfach mal ein selbst geschmiertes Brot. Man merkt den Unterschied zu einer fettigen Pizza.

Also.. ich habe von John Sonmez viel gelernt oder wenigsten Hilfe dabei gehabt Sachen deutlicher zu sehen. Die Beiträge von den anderen Autoren haben mich nie wirklich begeistern können. Deswegen ist sein Weggang für mich auch mit das Ende von Simple Programmer für mich. Wirklich Schade, aber was zu sagen war, hat er gesagt und geht nicht verloren.

Außerdem war er neben Kassenzone.de der einzige mir gekannte Blog, der Transkripte der Vlogs und Podcasts hatte. Ich überfliege lieber schnell die Texte zum Filtern nach interessanten Themen als durch ein Video oder Podcast zu spülen und mit etwas Glück die richtige Stelle zu erwischen.

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User annonyme 2018-03-04 18:05

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