Ich beziehe mich hier hauptsächlich auf diesen Artikel bei Heise:
[url]https://www.heise.de/meinung/KI-Agenten-Tisch-reservieren-ist-lahm-10494271.html[url]
OpenAI hat seinen AI-Agenten vorgestellt, und für viele ist das der Beweis, dass KI schon jetzt in einer Sackgasse steckt. Es gebe keine sinnvolle Verwendung für KI, sie sei eine Lösung für ein Problem, das noch nicht gefunden wurde. Wenn man sich die Kommentare zu skeptischen Meinungen im Internet durchliest, ist die Haltung zu KI sehr eindeutig. Die Argumente sind klar: KI könne niemals etwas liefern, das für einen Menschen von echtem Nutzen sei.
Einige würden sagen, diese Leute seien einfach zu „deutsch“ und hätten nicht verstanden, wie KI (insbesondere LLMs) funktioniert. Sie hätten eine völlig falsche Vorstellung davon, was eine KI leisten kann. Aber ist es wirklich so einfach? Kurz gesagt: Ja! Doch wenn man etwas genauer hinsieht, merkt man, dass die Frage doch nicht ganz so simpel zu beantworten ist. Ich gehe mal auf ein paar Punkte ein:
Was bringt mir eine KI, die mir einen Tisch reservieren kann?
Zuerst wird sich darüber lustig gemacht, dass die KI ja „nur“ einen Tisch reservieren könne und nicht einmal richtig buche – obwohl das im Alltag zu 100 % deckungsgleich ist. Dann kommt die große Frage: Woher soll die KI wissen, was ich gerade will?
Die KI sucht irgendein Restaurant aus, reserviert zu einer beliebigen Zeit, zu der mein Kalender frei ist – und dann soll ich da hingehen, obwohl ich vielleicht gar keinen Hunger habe oder lieber Pizza statt asiatisch gegessen hätte. Genau so wäre es, wenn man der KI den Wocheneinkauf überlassen würde: Man hätte immer das Gleiche, vielleicht in völlig falschen Mengen – Woche für Woche. KIs liefern eben das, worauf sie trainiert wurden, und da jeder Mensch einzigartig ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die KI etwas Passendes liefert, sehr gering. KI produziert also nur Dinge, die kaum jemand wirklich mögen kann?
KI fehlt einfach die Fantasie?
Wie jemand in den Kommentaren schrieb: KI fehlt einfach die Fantasie, um für Menschen interessante Dinge zu generieren. Egal ob Bilder, Videos, Texte oder Musik – die KI generiert nur das, worauf sie trainiert wurde, und was sie für den allgemeinen Geschmack hält.
Wenn ich die KI bitte, mir eine Geschichte zu schreiben, wird sie mir sicher nicht gefallen – denn ich lese ja am liebsten Fantasy-Romane. Eine Antwort darauf war: Die KI steckt deshalb in einer Sackgasse und könne erst dann wirklich hilfreich sein, wenn man ihr die eigenen Wünsche und Vorlieben mitteilen kann.
Und hier wird es seltsam…
Einen Weg finden, um der KI etwas mitzuteilen? Hat diese Person jemals mit einem LLM oder einer anderen generativen KI gearbeitet?
Wenn ich schreibe: „Schreib mir eine Geschichte“, mich wundere, dass mir das Ergebnis nicht gefällt, und mich dann über die KI beschwere – dann liegt das Problem wohl woanders. Viele Menschen, die KI für völlig sinnlos halten und befürchten, dass dadurch alles zum Einheitsbrei wird, betrachten KI wie ein Fernsehgerät – nur eben ohne Fernbedienung. Man müsse eben gucken, was gerade läuft. Sie erwarten, dass sie genau das bekommen, was sie sich wünschen – ohne aktiv zu kommunizieren, sondern nur passiv zu konsumieren.
Natürlich muss ich der KI sagen, was ich will. Wenn ich total unspezifisch bleibe, kommt auch nur etwas Unspezifisches heraus. Die KI kann keine Gedanken lesen.
Beschweren ist Volkssport?
Es wird sich beschwert. Sich zu beschweren ist für bestimmte Menschengruppen – oft aus dem gehobenen Alter – fast schon ein Hobby. Der Fernseher ist ein gutes Beispiel: Ältere Menschen sitzen davor, beklagen sich über das schlechte Fernsehprogramm (früher war natürlich alles besser) und sagen, sie wären lieber ins Bett gegangen (tun es aber nicht und schauen trotzdem weiter). Dabei gäbe es auf anderen Sendern durchaus Vielfalt – aber die emotionale Blockade, den gewohnten Bereich zu verlassen, verhindert das.
Eine KI kann ihre Stärken nur im Zusammenspiel entfalten. Wenn man aber selbst keine Initiative zeigt, wird auch keine brauchbare Reaktion kommen.
Kommunikationsschwäche als Kernproblem?
Viele Menschen sind nicht in der Lage, eine klare, zielgerichtete Kommunikation zu führen. Wenn jemand sagt: „Die Musik ist doof, ich mag so was nicht“, wäre die naheliegende Gegenfrage: „Was für Musik magst du denn?“ Doch viele Menschen würden daraufhin nur irritiert reagieren, lang überlegen und dann womöglich gereizt und laut entgegnen, was einen das überhaupt angehe. Man solle gefälligst selbst wissen, was man mag, und andere damit in Ruhe lassen. Auf so eine „dumme“ Frage habe man keine Lust.
Gefühlt ist diese Gruppe nicht klein. Dass diese Menschen eine KI weder verstehen noch richtig bedienen können, ist logisch. Wer seine Wünsche nicht formulieren kann, ist mit einer KI überfordert.
Heute werden KIs meist über Prompts gesteuert. Wer es nicht schafft, seine Erwartungen in einem Prompt zu formulieren, und auf eine Schnittstelle wartet, die genau das ermöglicht (was der Prompt ja bereits ist), der hat derzeit einfach keine Möglichkeit, mit einer KI sinnvoll zu interagieren.
Das eigentliche Problem ist also nicht die KI – sondern die Unfähigkeit vieler Menschen zur klaren Kommunikation. Die KI könnte fast alles liefern – wenn man ihr nur den richtigen Input gibt.
Fazit
Wenn OpenAI zeigt, dass ihr Agent einen Tisch reservieren kann, dann ist das für viele offenbar schwer als Beispiel zu erkennen. Sie nehmen es wortwörtlich – und denken nicht weiter. Dabei könnte man noch tausend andere Dinge mit der KI tun. Aber man muss eben selbst denken. Leider ist das auch nicht jedermanns Stärke.